Die Zeit der Krise ist die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit wesentlichen Aspekten aus Gesellschaft, Philosophie und Politik. Dazu gehört ein Vortrag des Philosophen und Soziologe Theodor W. Adorno (1903 – 1969), den er am 6. April 1967 vor Studenten der Wiener Universität hielt. Er wurde später unter dem Titel Aspekte des neuen Rechtsradikalismus als Buch veröffentlicht. Nicht nur aus historischer Sicht verdient Adornos Vortrag besondere Beachtung.
Adorno, durch die Rassengesetzgebung der Nationalsozialisten zum Halbjuden erklärt, ging 1938 in die USA ins Exil. Nach dem Krieg beobachtete er die deutsche Gesellschaft und das Wiedererstarken des autoritären Charakters in Gestalt der NPD. Dieser ist eng verbunden mit dem Wirtschaftssystem.
Untergangsfantasien als Merkmal
Adorno stellte in seinem Vortrag heraus, dass mit der Tendenz des Kapitalismus zur Kapitalkonzentration die regelmäßige Zerstörung der mittleren Schichten verbunden sei. Somit bestehe nicht nur theoretisch ein gravierender Widerspruch zwischen Demokratietheorie und wirklicher Machtkonzentration, sondern die Existenzangst werde immer wieder Untergangsfantasien produzieren, denen die Betroffenen mit einfachen Lösungsmodellen begegneten.
Leseempfehlung
Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus
Das Buch „Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ behandelt Themen wie Kapitalkonzentration, Propagandamedien und autoritärer Charakter. Adornos Botschaft sei allen ans Herz gelegt. [Zur Rezension]
Illustration und Video: Neue Debatte und Gerhard Mersmann