Mit der Veröffentlichung seines autobiografischen Werks Wir sind Gefangene schaffte der Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894 – 1967) den literarischen Durchbruch. Das Werk ist eine Empfehlung wert.
[su_note note_color=“#f5f5f4″] [su_youtube url=“https://youtu.be/heNH69hxgCo“%5D Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene (Quelle: YouTube/Gerhard Mersmann)[/su_note]
Aus der bäuerlichen Enge des Elternhauses, geprägt von Bildungsverweigerung und Gewalt, flüchtete Graf 1911 nach München. Als Schriftsteller wollte er Fuß fassen, aber statt Ruhm erwartete ihn existenzielle Not. Graf war förmlich gestrandet und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Seine politische Orientierungslosigkeit endete erst, als er die Anarchisten um Erich Mühsam und Gustav Landauer kennenlernte.
Irrenanstalt und Revolution
Graf ging zusammen mit dem Maler Georg Schrimpf nach Italien und arbeitete in einer Künstlerkolonie. Anschließend führte sein Weg zurück nach München. In der Zeitschrift Die Aktion veröffentlichte Graf 1914 seine ersten Gedichte. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Graf eingezogen und landete an der Ostfront. Wegen Befehlsverweigerung wurde er 1916 in eine Irrenanstalt eingewiesen. Nach einem mehrtägigen Hungerstreik wurde Graf aus dem Militärdienst entlassen.
Nach Ende des Krieges beteiligte er sich an den revolutionären Bewegungen. Der Versuch, im Freistaat Bayern eine sozialistische Räterepublik aufzubauen, scheiterte. Graf kam ins Gefängnis. Nach wenigen Wochen war er wieder frei, der österreichische Dichter Rainer Maria Rilke hatte sich für ihn eingesetzt.
Verbrennt mich!
Graf heiratete, arbeitete an einem Theater und pflegte eine Freundschaft zu Bertolt Brecht. Mit Wir sind Gefangene kam der schriftstellerische Erfolg. Alles schien sich zum Positiven zu entwickeln, aber die Nationalsozialisten ergriffen die Macht.
Wie schon bei der Zerschlagung der Räterepublik blieb das Bürgertum zum größten Teil passiv, leistete kaum Widerstand oder warf sich gleich in die Arme der neuen Herrscher. Graf blieb standhaft. Mit dem in der Wiener Arbeiter-Zeitung veröffentlichten Aufruf „Verbrennt mich!“ protestierte er gegen die Bücherverbrennung. Mit dem Verhältnis von Kleinbürgertum und Faschismus setzte sich Oskar Maria Graf noch in seinen Romanen Der Abgrund und Anton Sittinger auseinander, 1938 musste er vor den Nazis fliehen …
Informationen zum Buch
Wir sind Gefangene
Genre: Autobiographie
Autor: Oskar Maria Graf
Sprache: Deutsch
Veröffentlichung: 1927
Verlag: Drei Masken Verlag (2. Auflage)
Illustration und Video: Neue Debatte und Gerhard Mersmann